Mein Lebenspfad zum Seemann und Pädagogen

Mein Lebenspfad zum Seemann und Pädagogen

„Wenn ich auf dem Traditionssegler „Platessa von Esbjerg“ mit den
Mitsegelcrews über die Ostsee schippere, werde ich in beschaulichen
Stunden immer wieder einmal gefragt, wie lange ich schon zur See

fahre und ob ich das schon immer mache. 

Dies ist nicht mit einem Satz zu beantworten. Für Euch Leserinnen und Leser möchte ich ein bisschen weiter ausholen. Ich bin davon überzeugt, dass manch einer von Euch auch schon eine Reise zurück in seine ganz persönliche Vergangenheit unternommen hat und dabei unterwegs vielen dieser kleinen und großen „Aha-Erlebnissen“ begegnete.

Diese Niederschrift ist kein Lebenslauf im klassischen Sinne, sondern soll einfach meine seemännische Entwicklung, ganz angelehnt an die obigen Leitfragen beschreiben und damit aufzeigen, dass alle von mir angesammelten Fähigkeiten und Kenntnisse richtig eingesetzt und weitergegeben werden können. Sollten Sie irgendwann einmal das Vergnügen haben, eine meiner Geschichten lesen zu können, so können Sie das Beschriebene nun leicht zeitlich einordnen.“

Ewald Huß, Seemann

Das Licht der Welt erblickte ich auf dem flachen und moorigen Lande Dithmarschens am 21. November 1937 in der Nähe von Meldorf. Ich muss wohl so um die drei Jahre alt gewesen sein, als das Schicksal seinen Lauf nahm. Unsere Familie, das waren meine Mutter und mein Vater sowie die zwei älteren Schwestern Frauke und Hildegard, und mein großer Bruder Heini, zog mit mir als Jüngstem zum Meldorfer Nordseehafen.

Der Meldorfer Hafen lag zu dem Zeitpunkt noch am alten Deich. Damals gehörten zum Innenhafen einige dieser alten Kornspeicher und die kleine Werft für Holzfischkutter und Jachten der Familie Bieritz. Gegenüber dieser Werft, jenseits eines kleinen Baches, der Miele, befand sich beim Bootsschuppen für die Kreuzer und Jollen des „Meldorfer Segelvereins“ eine kleine Slippanlage. Für meinen älteren Bruder und mich waren eben dies ständige Anziehungspunkte. Es war kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Marineoffiziere bemühten sich nicht nur ihr Leben wieder neu aufzubauen, sondern kümmerten sich auch liebevoll um die im Laufe des Krieges verwaisten Segelboote, machten diese wieder flott und seetüchtig. Bereits mit neun Jahren wuselte ich mitten unter den erwachsenen Segelbegeisterten und half auch beim Ausrüsten des Jollenkreuzers „Flackelholm“. Alle waren so aufgeregt. Sollte es doch nach langer Zeit, und für mich ja überhaupt, der erste Schlag gesegelt werden. 

Und es kam, wie es kommen musste. Dieser erste Segelversuch endete in einem Fiasko. Wir kenterten! Damit nicht genug. Auch konnte ich nicht schwimmen und wäre beinah ertrunken. Das war also meine „Seemannstaufe“.

Ich hatte Blut geleckt. Es würde mich nie wieder loslassen. Zuerst fuhr ich auf der „Flackelholm“ als Bootsjunge. Die ehemaligen Marineleute hielten sich an klassische Hierarchien und so trat ich, allerdings in abgeschwächter Form, den preußischen Werdegang als menschlich gute und warmherzige Lebensmischung an. Es folgte eine Zeit als Focksgast und später als Steuermann.

Natürlich wollte ich Seemann werden!